Ich, die ich mich oft so heimatlos fühle, bin so froh, mein Laptop bei mir zu haben. Das fühlt sich an wie Zuhause. In diesem öden Hotelzimmer hab ich meine Musik, mein Facebook, meine Mails – wenn das mal nicht digital Home und digital Native ist. Und Multimediatasking oder Mediamultitasking kann ich auch.
Die Zahl der Meetings sinkt, heute sind es nur noch vier: Um 10 treffen sich alle, wirklich alle, zum Punch. Erwartungsfroh sitzen wir im Konferenzraum X, die Termine der Woche werden vorgestellt, die Geburtstage der Woche. Klatschklatsch und für jeden eine Flasche Schampus, die Neuzugänge der Woche im Team A. Klatschklatsch und ein Strauß Blumen. Die Vorstellung eines neuen Programms oder so ähnlich. Hat alles was von Kindergeburtstag oder „mein erster Schultag.“ Anschließend Textmeeting, Migrationsmeeting, aber vielmehr wissen wir immer noch nicht. Jeder arbeitet vor sich hin, wir werden nicht einbezogen. Nun, auch nicht direkt ausgeschlossen, nicht von den PO oder PM oder PL, nur ein bisschen von den Kolleg/innen.
Boah, dieser Tag hat es in sich. Chaos, wo wir hinblicken. Noch immer keine klare (und auch keine unklare) Ansage, was wir eigentlich tun sollen. Jeder macht irgendwas vor sich hin, das nennt sich SCRUM – und ist was total Schickes. Fürchte ich. Der PO (Product Owner) legt die Ziele fest, die das Team in einem Sprint umzusetzen hat , der Scrum Master hat die Aufgabe, die Aufteilung der Rechte und Rollen zu überwachen, und das Team organisiert sich selbst.
Hat was von Sandkastenspielen, Kinder, die so tun, als seien sie erwachsen. Ist das cool? Nein: geil. Megageil … uuuuuaaaaahhhhhh. Dafür heute hatten wir nur drei Meetings und haben es tatsächlich geschafft, ein Papier hinsichtlich Tonality und Wording zu bearbeiten. Och Menno, ich will wieder redaktionell arbeiten.
Und das Hotel, in dem ich diese Woche untergebracht bin, ist … nun ja … eine Seitenstraße der Reeperbahn, wogegen ich nichts habe, aber doch schwer runtergekommen. Nicht ganz so gräßlich wie das Hotel der vergangenen Woche, aber ziemlich deprimierend. Gut, dass ich meinen Buddha und eine Kerze mitgebracht habe. Schade nur, dass ich gar keinen Platz habe, hier Yoga zu machen. So groß ist das Zimmer nicht, dass ich mich langlegen könnte.
Jetzt hoffe ich auf schönes Wetter, auf Sonnenschein, damit ich nach der Arbeit Kajak auf der Alster fahren kann oder mit meinem Laptop in Övelgönne am Strand sitzen und meinen Roman weiterschreiben kann.
Der Werbespruch des Tages: „Also, du, wir sind da total agil unterwegs und committen uns, weil wir sonst in der granularen Struktur nicht delivern können.“