Freitag. mein Hamburg-Tag. Zu Hause alles gepackt.
Wo ist meine Brille?
Unauffindbar.

Küche, Bad, Flur, Schlafzimmer. Nirgends ist das Scheißding. Sohn und seine beiden Kumpels zum Suchen verdonnert.

Fame and Fortune

Stehe hier schick aufgebrezelt mit schwarzem Anzug und weißer Bluse, Smokey Eyes und grünen Ohrringen. Alles war frisch, als ich es angezogen habe. Rucksack auspacken. Brille nicht da. Kater nutzt die Gelegenheit, sich im leeren Rucksack breitzumachen und mich anzufauchen.

Everybody needs somebody 

Kater raus, Klamotten wieder rein. Die ersten Schwitzflecken machen sich breit. Brille bleibt verschwunden. Noch 45 Minuten, bis der Zug abfährt. Im Waschbeutel ist alles, was sein muss. Bloß keine Brille. Nicht auf dem Küchentisch, nicht in der Wäschetonne. Noch 40 Minuten. Ich brauche 30 Minuten für den Weg zum Bahnhof. Bitte Bahn, lass den EC aus Budapest zu spät kommen. So wie jeden Freitag. Dann kann ich es noch schaffen.

Don’t everchange

Endlich der erlösende Ruf. „Ich hab sie!!!“ Wie kommt die Brille hinter die Tastatur? ich kann mich nicht erinnern, in der Nähe des Computers gewesen zu sein. Alzheimer? Egal. Rein in den Rucksack mit dem Ding. Fahrrad oder U-Bahn?

Mehr als nur das

Friedrichstraße. Wo bleibt die S-Bahn?18.15 Uhr, ich bin gut in der Zeit. Vier Stationen noch. Yes!. Es reicht, um noch etwas Reiseproviant zu kaufen: Zigaretten, Brezel, hohes C. Und nochmal yes: der Zug hat Verspätung. Ich kann in Ruhe auf dem Wagenstandsanzeiger nach meinem Platz gucken.

Wo ist mein Ticket? Nein, bitte nicht nochmal das Ganze.
Klamotten raus aus dem Rucksack. Kleiner Striptease auf dem Bahnsteig. Kein Ticket. Ich hab mein Ticket vergessen. Das ist mir noch nie passiert.

Tja, irgendwann ist immer das erste Mal.