Visionäre Umwelttechnologien auf dem Tempelhofer Flugfeld. Im Vorfeld der Clean Tech World Exposition wird der Clean Tech Media Award verliehen. Angeblich „Deutschlands größte und populärste Preisverleihung für Umwelttechnik und gleichzeitig die größte Lobby-Veranstaltung der deutschen Clean-Tech-Branche“. Nun ja.

Clean Tech, ein Begriff, für den es im Netz keine auffindbare Definition gibt, soll heißen: saubere Technologie, umweltfreundliche Technologie, Umwelttechnik. Gesponsert von Daimler, EnBW, Nokia, Michelin, Donier – alle bekannt für ihr Umweltengagement.

__Die Promiguckerin
Ex-Zentralflughafen Tempelhof. Empfangshalle. Und weil es um sauber, Umwelt, Öko geht, ist der rote Teppich grün. Aber das macht nichts, Promis und solche, die es werden wollen, staksen und stöckeln durch den virtuellen Rasen, zappeln wie die Schmetterlinge vor den glitzernden Fotoapparaten und strecken die Flügel, Kussmünder und dünnen Armen Richtung Linse.

In Jeans und Jackett, ungeschminkt und mit Lederumhängetasche bin ich hoffnungslos fehlangezogen und unsichtbar inmitten der schwarzen Anzugmänner und Kostümfrauen. Möglicherweise auch unpassend sind diverse Schauspielerinnen wie Marion Kracht gekleidet, die sich in einer bodenlangen rostroten Robe mit abstehendem Dekolleté auf den Weg in den zugigen Hangar 4 macht.

Doch ob passend, unpassend, schwarz oder bunt angezogen, je unbekannter die Promis sind, desto affektierter treten sie auf. Zu viel von ihnen tragen zu enge, zu kurze, zu ausgeschnittene Kleider und zu aufgeblasene Lippen. C-Promis jeglichen Geschlechts ziehen Schnuten und lächeln auf Kommando in jede Kamera, die an ihnen vorbeiläuft. Nur wenige Menschen stechen aus der schwarzuniformierten Masse heraus. Die Frau mit dem wirbelnden Dutt und den bunten Ohrringen, keine Hungerharke, kein Modegecko.

Erfrischend normal werde ich später die beiden mehr als vollschlanken Engländerinnen in der Reihe neben mir finden, von Kopf bis Fuß im Stil der Fünfziger. Sie leben, sie lachen, sie tragen die Nasen weder zu hoch noch gerümpft, sie sind einfach wunderbar normal und einzigartig.

Die Männer der Veranstaltung geben sich größte Mühe, blasiert und uninteressiert aus der Wäsche zu gucken – und mit eben diesem Blick begutachten sie auch das riesige Elektrodreirad, mit dem Ex-Ferres-Mann Krug durch die Halle wackelt. Könnte lustig werden, wenn sie auf de Straßen unterwegs sind – die Räder, nicht die Männer.

Natürlich ist auch Udo Walz mittenmang dabei. Er ist für die Frisuren diverser Damen verantwortlich, werden die anwesenden Gäste im Laufe der Laudationen (Laudatii?) informiert werden. Ich hab ihn noch nie in echt gesehen und bin verblüfft über seinen Bauchumfang. Im Fernsehen sieht man ja immer nur seinen Kopf, der auch in Natura unbestritten  gut rüberkommt.

__Blue Hour am Tempelhofer Feld

Nun sind die Honneurs vorbei, das Boarding beginnt. Nicht in Zweierreihen, aber dennoch geordnet, treten wir den Marsch durch die Hallen und über die Treppen an. Fast Seit‘ an Seit‘ mit Horst Janson, Michael Mendl, Nathalie Wörner, Sophie Schütt mache ich mich auf den Weg – und bin begeistert vom Blick aufs Rollfeld.

Ich liebe das Gelände im Sommer, im Herbst, am Morgen, am Nachmittag, bei Wind und Wetter. Aber jetzt bin ich zum ersten Mal in der Dunkelheit hier. Vor fast nachtblauem Himmel steht der fahle, zunehmende Halbmond. Auf der gegenüberliegenden des Geländes, da hinten Richtung Neukölln/Tempelhof, flackern die Lichter der Autobahn, schemenhaft ist das Ullsteinhaus hinterm Kanal zu erkennen, vom Te-Damm leuchten die Fenster in den Wohnhäusern.