Deine Lust ist vergangen. Du begehrst mich nicht mehr. Gedanken an mich rauben Dir nicht mehr Schlaf, verursachen kein Kribbeln mehr …

Wie magst du mit jemandem zusammensein, den du weder begehrst noch liebst? Mit dem Du Dein Leben gar nicht wirklich teilen willst. Weil Nähe vermeintlich weniger Freiheit bedeutet?

Vielleicht habe ich damals die Frage falsch gestellt, als ich wissen wollte, warum Du mit mir zusammenziehen willst.
Ich wollte wohl wissen, ob es einen anderen als einen pragmatischen Grund gibt.

Vielleicht habe ich die Frage damals falsch gestellt, als ich wissen wollte, ob mehr zwischen uns ist als Sex und Lust.
Ich wollte wohl hören, dass Du etwas Tieferes für mich empfindest, etwas, dass über „ich mag Dich“ hinaus geht. Dass ich die bin, zu der Du am Wochenende fährst, nicht einfach nur nach Berlin.

Oft habe ich das Gefühl, dass Dich meine Nettigkeiten nicht interessieren, im schlimmsten Fall nerven. Sehr oft bist Du einfach drüber hinweggegangen, hast sie ignoriert.

Wahrscheinlich habe ich falsche Schlüsse gezogen. Hab gedacht, dass Du nach einem Jahr oder auch zweien mich doch lieben könntest. Wollte wohl nichts anderes glauben.

Im Business heißt es „Alleinstellungsmerkmal“, doch das hab ich nicht für Dich. Nicht so, wie ich es mir wünschte.
„He“ wirst Du jetzt vielleicht sagen, „und was ist mit Urlaub? Seit zwei Jahren fahre ich nur mit Dir weg. Mit niemandem verbringe ich soviel Zeit wie mit Dir!!!“

Du willst die Möglichkeit haben, allein in Urlaub fahren – geschenkt. Aber auch die Möglichkeit haben, mit ner anderen Frau zu verreisen … das saß. „Urlaub mit ner anderen Frau heißt doch nicht gleich fremdgehen!!!“, höre ich dich empört sagen.
(langgezogenes) Nein. Dazu braucht es keinen Urlaub. Das wissen wir beide.

Es ist wohl eher die Grundeinstellung. Ich bin eine alte (!) Romantikerin und glaube an die Liebe.
Da gibt es nur DEN Einen – was nicht bedeutet, immer alles nur zu zweit zu machen, das würde selbst ich nicht wollen ;-)

Und hier beginnt es, dass sich die Katze in den Schwanz beißt. Wenn unsere Einstellungen da so auseinandergehen,
könnte es bedeuten, dass da gar keine Liebe ist. Dass Deine Gefühle vielicht gar nicht so stark sind, wie ich gerne hätte.
Einfach gesagt: es besteht die Möglichkeit, dass du mich gar nicht liebst. Dass es Dir reicht. mich zu mögen. Wahrscheinlich mehr, als du andere magst – aber nicht soviel, dass du verbindlicher sein möchtest.

Kann und will ich auch nicht einfordern, aber ich kann nicht gut als „Mitläuferin“ leben und lieben.
Ich nehme Dir nicht Deine Freiheit, aber es ist schwer für mich, im luft- oder besser liebesleeren Raum zu leben.

Ich fange an, mich zurückzuziehen, innerlich … natürlich nicht, ohne dies vorher anzukündigen. Ich finde nicht mehr die richtigen Worte und werde stumm und oberflächlich.

Ich bin nicht musikalisch. mache keine Musik, singe nicht, trinke nicht, da kommt schon manchmal das Gefühl auf, (für dich) langweilig zu sein …

Ich möchte mehr sein als ein Betthäschen (auch wenn ich Deins immer gerne bin), und mehr als eine, mit der man die Miete teilt. Meine WG-Zeiten hab ich schon gehabt, und mit Dir hab ich zu viel er-lebt, um ne normale Mitbewohnerin sein zu können.

Vielleicht sehe ich die Zeichen nicht; vielleicht verstehe oder deute ich sie nicht richtig.Vielleicht aber sind auch gar keine Zeichen da. Dass Du mich magst, glaub ich; allein, ich fürchte, nicht genug – um Dich von (ganzem) Herzen auf mich einzulassen.

Wahrheit, auch im Sinne von Vollständigkeit, hat was mit Vertrauen zu tun, für mich eine Grundbedingung von Freundschaft und Zusammensein. Wahrheit/Offenheit tut weniger weh als Schweigen.

Ich kann doch nicht jemanden lieben, mich niemandem hingeben, dem das zu eng ist.
Ich kann doch nicht mit jemanden auf gleicher Höhe sein, der davonrennt.
Ich kann doch nicht mein Herz verschenken, wenn es liegen bleibt.
Das wäre ein reines Nachlaufen.

(Herbst 2007)