Wohnen

Uns hats erwischt

Wohnzimmer mit Hund auf Sofa vor Grafik von Pierre Arnold © Katrin Schwahlen 2024

Tja, unser Home, unser Castle, bricht absehbar auseinander. Und damit ist nicht der bauliche Zustand unserer Wohnung gemeint, sondern die Eigenbedarfsansage unserer Vermieter*innen.

Vor knapp zehn Jahren haben sie für die Wohnung eine knappe halbe Million auf den Tisch gelegt. Damals waren wir weder reich noch gewillt, so viel Geld für ein Zuhause auszugeben. Wir waren bzw. sind gerne Mieter*innen und haben uns auf ihre Aussage verlassen, dass sie nicht selbst hier einziehen wollen. Aber es ist gekommen, wie ich es befürchtet habe. Unsere Zeit in dieser Traumwohnung läuft ab.

Vor zehn Jahren war ich traurig, fühlte mich heimatlos, hatte Angst, mein Zuhause zu verloren.
Heute bin ich „nur“ wütend. Wütend, weil da jemand die Macht hat, uns rauszukicken.

Ja, ich weiß, die Wohnung ist viel zu groß für zwei Menschen mit Hund.
Und ja, ich weiß auch, dass wir uns verkleinern wolltet, wenn das jüngste Kind ausgezogen ist.
Aber: Find mal in Berlin ne Wohnung, die im Kiez liegt (in dem wir seit 35 Jahren wohnen),
die bezahlbar und die dann auch noch ein bisschen schön ist ;-)

Vermutlich halten die Vermieter sich für total nett, dass sie uns anbieten, die Wohnung zu halbieren, ein Teil für uns, ein Teil für sie. Wir bräuchten dann ja nicht umzuziehen, nur noch die halbe Miete zu zahlen.

Ihr Plan: Sie schicken dieses Jahr noch jemanden vorbei, der guckt, wie und ob die Teilung machbar ist. Im ersten Quartal 26 sollen wir dann in die eine Hälfte ziehen, im zweiten Quartal wird umgebaut, im dritten ziehen sie in die andere Hälfte.

Selten so gelacht.

Leute! 1. kann man die Wohnung nur 2/3 zu 1/3 aufteilen. Das wäre es dann schon mal mit der halben Miete. 2. Wer möchte Wand an (dünner) Wand mit seinem Vermieterpaar wohnen? 3. „Unser“ Teil läge komplett zur Nordseite. Also dort, wohin die Sonne nicht scheint.

Und nicht zu vergessen der Halbsatz mit dem unscheinbaren Wörtchen „zunächst“: „Zunächst würden sie in die eine Hälfte ziehen. „Zunächst“ impliziert, dass es ein demnächst / danach gibt. Und ehrlich? Ob wir nächstes Jahr oder in drei Jahren ausziehen müssen, macht es ja nicht besser.

Abgesehen davon passt es vorne und hinten nicht: Unser zehnjähriger Mieterschutz gilt bis mindestens Februar 2026. Dann können sie uns wegen Eigenbedarf kündigen. Und dann haben wir noch eine neunmonatige Kündigungsfrist. Was bedeutet, dass wir frühestens im November 2026 ausziehen müssten. Falls wir nicht der Kündigung widersprechen würden …

Sie aber wollen schon im Juli einziehen, weil sie dann zurück nach Berlin kommen.

Tja, lose-lose-situation, oder?

Für uns vor allem deshalb, weil es bisher keine bezahlbaren Wohnungen gibt. Weder zu mieten noch zu kaufen. Ich will nicht weg aus dem Kiez, obwohl es viel schönere Gegenden gibt. Aber hier kenne ich mich aus und habe mein Netzwerk – von Familie und Freundinnen über Bekannte und Ärzt*innen bis zum Garten. Und auch die U-Bahn fährt hier noch.

Ja, wir denken auch über andere Optionen nach: von anderem Kiez über andere Stadt bis hin zu anderem Land. Aber erstmal hab ich Maximalforderungen, um einen Minimalkonsens zu erreichen (Gruß an die 1980er geht raus).

Ich lass mich nicht unterkriegen.