Die SZ macht heute auf mit einem Interview mit Verteidigungsminster de Maiziere über Sinn und Zwecke der Bundeswehr. Die Pflicht wird ja zum 1. Juli eingestellt.

Also, wer Soldat werden will, muss bereit sein zu töten. Und zu sterben.

Wer tötet, mordet. Tucholsky sagte: Soldaten sind Mörder. Noch in den 1980er-Jahren wurde man für diesen Spruch wegen Volksverhetzung angeklagt.

Heute also, in Zeiten von Afghanistan und Terrorismus, kann also der Bundesverteidigungsminister ungestraft sagen: Töte und stirb.

Der Herr de Mazière hat ja auch einen bestimmten Ehrbegriff. Die, die früher Zivis genannt wurden, verdienen Respekt, aber der deutsche Soldat stehe ja für Freiheit und Frieden. In Deutschland. In der Welt. Da ist der „Begriff der Ehre angemessen.“

Also, töten für den Frieden? Sterben für den Frieden? Heldentod für Vaterland? Na dann …

Ja, auch der Umgang mit Waffen will gelernt. Denn „heute sind junge Menschen in extensiver Weise einem verantwortungslosen Umgang mit Waffen ausgesetzt, zum Beispiel mit Computerspielen …“ Dagegen hilft also nur die  Schulung bei der Bundeswehr, denn wer dort lerne, eine „Handgranate in der Hand zu halten und den Abzugsring zu ziehen, der geht später auch verantwortungsvoller mit dem Thema Gewalt.“

Mir wäre es lieber, man(n) ginge mit anderen Themen um und verzichtete auf Gewalt.

Aber junge Menschen wollen ja psychisch und physisch gefordert werden. Genau: bis zum Umfallen klettern in den Masten der Gorch Fock, Komasaufen, Missbrauchsspiele bei den Gebirgsjägern. Das gönn ich meinem Sohn und meiner Tochter. Ach so, Herr d.M. meinte das anders: Kameradschaft und Führungsqualitäten sollen gesteigert werden.

Naja, wahrscheinlich meint er das mit Töten und Sterben auch anders. Zum Beispiel in Libyen. Da, hat er ja früher schon gesagt, machen „wir Deutschen“ nicht mit. Deswegen schicken „wir “ jetzt bloß Munition hin, weil das ist „bewährter Bündnis-Alltag.“ Klar, was schert mich mein Geschwätz von gestern.

Deutsche Jungs und Mädels, auch wenn „1.000 Euro netto viel für einen jungen Menschen sind“, überlegt Euch gut, auf was Ihr Euch einlässt mit dem freiwilligen Dienst am Vaterland. Tut doch lieber was für die Menschen. Lebt!

Töten und Sterben gehört dazu | Süddeutsche Zeitung, 29.6.2011