Zack. So schnell kann’s gehen. 30 Minuten. Dann war der Sohn ausgezogen. Mit gerade so viel, wie in ein Auto passt (btw mein Auto): Matratze, Bettzeug, Schreibtisch, Rechner, Monitor, Sachen zum Wechseln, zwei Getränkekisten zum Sitzen. Drei Umarmungen – und tschüss Familie. Neues Leben hallo.
Gut. Wir wussten ja ein paar Wochen von seinen Umzugsplänen. Eigentlich wollte er nach Marburg ziehen, wo seine Freundin J. studiert. Ich war baff erstaunt, denn das Kind ist ein sehr sesshaftes. Ein geborener Berliner. Und der, das zeigt die Erfahrung im Freundeskreis, bleibt am liebsten in Berlin. Wenn der Berliner abenteuerlustig zieht, dann zieht er vielleicht unter Umständen wenn es nicht anders geht, in den Nachbarkiez.
War ich stolz auf meinen Sohn … Er, eher verschlossen mit Hang zu Ich-mache-ALLES-mit-mir-allein-aus und Es-reicht-wenn-ich-den-anderen-meine-Entscheidung-kurz-vorher-mitteile, er will zu seiner Freundin ziehen. Das muss Liebe sein. Wie schön ist das denn? (Ich liebe seine Freundin wie meine Tochter). Er hat sich erkundigt, ob er dort sein Fach studieren kann (ja), ob er in Frankfurt bei DBI arbeiten (ja), ob wir ihm Unterhalt zahlen (ja).
War ein schönes Gespräch (er kann ja, wenn er will). Und dann passierte erstmal nichts. Bis heute Nachmittag. Da gab es folgenden sms-Wechsel:
Mutter:“ Gehe jetzt einkaufen. Fällt dir noch was ein, was wir brauchen?“
Sohn: „nee gerade nicht. Bin mit A. und B. bei ikea hab mit J. geredet Marburg ist gerade keine Option Bedeutet ich werd doch in die uhland ziehen.“
(Uhland bedeutet die Wohnung einer meiner Freundinnen, die mit ihrem Freund dort auszieht und ihren Kindern die Wohnung für WG-Leben überlässt. Und die suchen noch zwei Mitbewohner)
Mutter: „Oh? Oh. Oh wann? Aber nicht zum 1. März? Also morgen?“
„Oder doch?“
Sohn: „Also ich bring heute n paar Sachen schon dahin aber nicht alles.“
Mutter: „Oh … Aber wir sehen uns nachher noch?“
Sohn: „Ja klar.“
Ja, wir haben uns noch gesehen. Als seine drei Kumpels mitgeholfen haben, seine Sachen nach unten zu bringen. Rin ins Auto. Und weg. Dreimal hat er mich umarmt. Freiwillig. Und nun ist wieder eine Ära vorbei. Ist ja auch richtig so. Mit 23 kann man schon mal auf eigenen Beinen stehen. Aber er ist doch mein Sohn.
Irgendwie schon gut, dass es so schnell ging. Hatte ich gar keine Zeit drüber nachzudenken. Konnte ich ihm nur viel Glück und ein tolles Leben in der neuen Wohnung, in der Wohngemeinschaft wünschen. Tschüss Großer – und hoffentlich bis bald.