Am Tag vor Heiligabend. Hedi ist vorgefahren zur Hütte im Sauerland. Dort soll in diesem Jahr die ganze Familie feiern. Hedis alte Klapperkiste ist vollgepackt mit Essen und Spielen, hat die 500 Kilometer aus Berlin mit Ach und Krach geschafft.
Hedi selbst ist froh, dass sie einen Tag für sich hat. Obwohl noch jede Menge zu tun ist, freut sie sich auf die ruhigen Stunden. Zuerst wird sie den Kamin anwerfen, dann Gemüse und Milch in den Kühlschrank stellen, anschließend die Betten machen, den baum reinholen und schmücken. Und dann … ja dann ,endlich, wenn nicht mehr zu tun ist, dann wird sie Zeit für sich haben.
Für einen Moment wünscht sie sich, dass die Wege unpassierbar sind, dass ihre Family den Weg hierher nicht findet.
Sie erinnert sich „Kevin allein zu Haus“, an die Stelle, an der der Kleine sagt: „I made my family disappear.“
Warum eigentlich ist sie auf die Idee gekomen, die ganze Sippe in die Hütte einzuladen? Ja, sie hat Sehnsucht nach ihren Kindern. Nach deren Zuneigung, ihren Umarmungen und Gesprächen mit ihnen. Doch warum sollte es ausgerechnet in diesem Jahr so sein? Es herrscht doch seit mehr als zehn Jahren Schweigen im wald.
„Haha, im Wald“, denkt sie beim Zug aus ihrer Zigarette. „Da sind wir hier ja gerade richtig. Im Wald.“
„Ein Männlein steht im Walde, ganz still und stumm. Steht stumm herum. Dumm herum.“ Noch ein Zug, tief in die Lunge. Stumm und dumm, das können die männlich gelesenen Wesen ihrer Familie von Geburt an gut. Nichts hören, nichts sehen, nicht sagen. Kein Problem ansprechen. Nicht nachfragen. Nicht hinterfragen. Immer schön an der Oberfläche bleiben.
Hedi drückt ihre Zigarette aus.
Foto: Annie Smurova/Unsplash (bearbeitet KS)
(nach einer Idee von Christine Kämmer / Adventskalenderschreiben)
Am Tag vor Heiligabend. Hedi ist vorgefahren zur Hütte im Sauerland. Dort soll in diesem Jahr die ganze Familie feiern. Hedis alte Klapperkiste ist vollgepackt mit Essen und Spielen, hat die 500 Kilometer aus Berlin mit Ach und Krach geschafft.
Hedi selbst ist froh, dass sie einen Tag für sich hat. Obwohl noch jede Menge zu tun ist, freut sie sich auf die ruhigen Stunden. Zuerst wird sie den Kamin anwerfen, dann Gemüse und Milch in den Kühlschrank stellen, anschließend die Betten machen, den baum reinholen und schmücken. Und dann … ja dann ,endlich, wenn nicht mehr zu tun ist, dann wird sie Zeit für sich haben.
Für einen Moment wünscht sie sich, dass die Wege unpassierbar sind, dass ihre Family den Weg hierher nicht findet.
Sie erinnert sich „Kevin allein zu Haus“, an die Stelle, an der der Kleine sagt: „I made my family disappear.“
Warum eigentlich ist sie auf die Idee gekomen, die ganze Sippe in die Hütte einzuladen? Ja, sie hat Sehnsucht nach ihren Kindern. Nach deren Zuneigung, ihren Umarmungen und Gesprächen mit ihnen. Doch warum sollte es ausgerechnet in diesem Jahr so sein? Es herrscht doch seit mehr als zehn Jahren Schweigen im wald.
„Haha, im Wald“, denkt sie beim Zug aus ihrer Zigarette. „Da sind wir hier ja gerade richtig. Im Wald.“
„Ein Männlein steht im Walde, ganz still und stumm. Steht stumm herum. Dumm herum.“ Noch ein Zug, tief in die Lunge. Stumm und dumm, das können die männlich gelesenen Wesen ihrer Familie von Geburt an gut. Nichts hören, nichts sehen, nicht sagen. Kein Problem ansprechen. Nicht nachfragen. Nicht hinterfragen. Immer schön an der Oberfläche bleiben.
Hedi drückt ihre Zigarette aus.
Foto: Annie Smurova/Unsplash (bearbeitet KS)
(nach einer Idee von Christine Kämmer / Adventskalenderschreiben)