Katta stand an Deck und genoss die salzige Seeluft, den scharfen Wind, das Kreischen der Möwen. Es fühlte sich so gut an, hier auf der Fähre Richtung England zu stehen. So lange hatte sie davon geträumt, Jahre hatte sie gebraucht, sich diesen Wunsch überhaupt einzugestehen, Monate war sie unschlüssig gewesen, ob sie es wirklich wagen sollte. Ob sie sich trauen würde.
Sie zog das Handy aus der Tasche und vergewisserte sich, dass sie alle Apps installiert und aktualisiert hatte.
„Ganz schön frisch“, dachte sie nebenbei, „ aber egal, ich bin unterwegs. I’m on my way.“
Sie hatte keine Ahnung, wohin sie diese Reise führen würde. Sie, die sonst so strukturiert und organisiert war, war einfach losgefahren. Na ja, so ganz einfach kam man nach dem Brexit nicht mehr nach Großbritannien. Elektronische Einreisegenehmigung, Interrailpass, Fährenticket – das war nicht wirklich spontan, aber für Katta aufregend genug gewesen.
Den ersten Schritt ihres Abenteuers war sie also gegangen. Ja, für sie war es abenteuerlich, nach vierzig Jahren zum ersten Mal wieder allein unterwegs zu sein.
Und sie würde ja nicht komplett ins Ungewisse fahren: London, Manchester, Oxford, Kent – das waren sichere Häfen, dort würde sie Freundinnen besuchen. Nachdem sie an wirklich fremden Orten gewesen war: nach Land’s End wollte sie unbedingt, Liverpool, Edinburgh.
Sie hatte kein Rückfahrtticket gebucht, wollte sich alles offen halten, sich treiben lassen, gucken, was passieren würde, wenn sie nur mit sich unterwegs sein würde.
Es war dunkel geworden über dem Ärmelkanal. Dunkel und kalt. Ein paar Sterne funkelten am schwarzen Himmel, die Positionslichter des Schiffs leuchteten, Katta fröstelte. Sie zog die Schultern hoch und schlenderte zur Treppe, die unter Deck führte. Bordbistro nannte sich das Etablissement mit beigefarbenen Kunstledersessel in Reih und Glied. Aber hier war es warm, Katta setzte sich ans Fenster und schloss die Augen. Nur noch ein paar Stunden, dann wäre sie im Land ihrer Träume.
Foto: Sarah Markstaller/Unsplash
(10-Minuten-Geschichten nach einer Idee von Christine Kämmer / Adventskalenderschreiben)
Katta stand an Deck und genoss die salzige Seeluft, den scharfen Wind, das Kreischen der Möwen. Es fühlte sich so gut an, hier auf der Fähre Richtung England zu stehen. So lange hatte sie davon geträumt, Jahre hatte sie gebraucht, sich diesen Wunsch überhaupt einzugestehen, Monate war sie unschlüssig gewesen, ob sie es wirklich wagen sollte. Ob sie sich trauen würde.
Sie zog das Handy aus der Tasche und vergewisserte sich, dass sie alle Apps installiert und aktualisiert hatte.
„Ganz schön frisch“, dachte sie nebenbei, „ aber egal, ich bin unterwegs. I’m on my way.“
Sie hatte keine Ahnung, wohin sie diese Reise führen würde. Sie, die sonst so strukturiert und organisiert war, war einfach losgefahren. Na ja, so ganz einfach kam man nach dem Brexit nicht mehr nach Großbritannien. Elektronische Einreisegenehmigung, Interrailpass, Fährenticket – das war nicht wirklich spontan, aber für Katta aufregend genug gewesen.
Den ersten Schritt ihres Abenteuers war sie also gegangen. Ja, für sie war es abenteuerlich, nach vierzig Jahren zum ersten Mal wieder allein unterwegs zu sein.
Und sie würde ja nicht komplett ins Ungewisse fahren: London, Manchester, Oxford, Kent – das waren sichere Häfen, dort würde sie Freundinnen besuchen. Nachdem sie an wirklich fremden Orten gewesen war: nach Land’s End wollte sie unbedingt, Liverpool, Edinburgh.
Sie hatte kein Rückfahrtticket gebucht, wollte sich alles offen halten, sich treiben lassen, gucken, was passieren würde, wenn sie nur mit sich unterwegs sein würde.
Es war dunkel geworden über dem Ärmelkanal. Dunkel und kalt. Ein paar Sterne funkelten am schwarzen Himmel, die Positionslichter des Schiffs leuchteten, Katta fröstelte. Sie zog die Schultern hoch und schlenderte zur Treppe, die unter Deck führte. Bordbistro nannte sich das Etablissement mit beigefarbenen Kunstledersessel in Reih und Glied. Aber hier war es warm, Katta setzte sich ans Fenster und schloss die Augen. Nur noch ein paar Stunden, dann wäre sie im Land ihrer Träume.
Foto: Sarah Markstaller/Unsplash
(10-Minuten-Geschichten nach einer Idee von Christine Kämmer / Adventskalenderschreiben)