Der Tag hatte gut begonnen. Sibylle und er hatten sich kurz, aber erfüllend geliebt. Danach war sie zu ihrem Mann und den Kindern gefahren, er, Ronald, hatte sich in aller Ruhe angezogen: dunkelblauer Anzug, hellblaues Hemd, taubenblaue Krawatte, dunkelbraune Budapester. Entspannt hatte er einen Espresso getrunken, die Schlüssel vom Oldtimer eingesteckt und die Wohnungstür sanft zugezogen.
Vier Termine hatte er heute: zwei Scheidungen, eine Testamentsberatung und das Team-Meeting wie jeden Donnerstag.
Sein Karmann schnurrte durch die Fasanenstraße bis zur Kanzlei, vor der – wundersamerweise – ein Parkplatz frei war. Direkt zwischen zwei schwarzen Mercedes Vito. Mit zwei Zügen parkte Ronald ein und stieg aus.
Noch bevor er sich umdrehen konnte, wurden seine Arme nach hinten gedreht, jemand zog ihm eine übelriechende Wollmütze über und schubste ihn Richtung Lieferwagen. Ronald sackte zusammen.
Als er wieder aufwachte – mit rasenden Kopfschmerzen und mächtig Druck auf der Blase – war er allein. In einem leeren fensterlosen Raum. Der Betonboden dunkel und abgetreten, die verrostete Eisentür mit einem winzigen Guckloch auf Augenhöhe.
Ronald sah in einen heruntergekommenen Gang, Putz bröckelte von den Wänden, undefinierbare Flüssigkeit hatte sich unter den Heizungsrohren gesammelt. Kein Laut war zu hören. Kein Mensch zu sehen.
Foto: Peter Herrmann/Unsplash
(nach einer Idee von Christine Kämmer / Adventskalenderschreiben)
Der Tag hatte gut begonnen. Sibylle und er hatten sich kurz, aber erfüllend geliebt. Danach war sie zu ihrem Mann und den Kindern gefahren, er, Ronald, hatte sich in aller Ruhe angezogen: dunkelblauer Anzug, hellblaues Hemd, taubenblaue Krawatte, dunkelbraune Budapester. Entspannt hatte er einen Espresso getrunken, die Schlüssel vom Oldtimer eingesteckt und die Wohnungstür sanft zugezogen.
Vier Termine hatte er heute: zwei Scheidungen, eine Testamentsberatung und das Team-Meeting wie jeden Donnerstag.
Sein Karmann schnurrte durch die Fasanenstraße bis zur Kanzlei, vor der – wundersamerweise – ein Parkplatz frei war. Direkt zwischen zwei schwarzen Mercedes Vito. Mit zwei Zügen parkte Ronald ein und stieg aus.
Noch bevor er sich umdrehen konnte, wurden seine Arme nach hinten gedreht, jemand zog ihm eine übelriechende Wollmütze über und schubste ihn Richtung Lieferwagen. Ronald sackte zusammen.
Als er wieder aufwachte – mit rasenden Kopfschmerzen und mächtig Druck auf der Blase – war er allein. In einem leeren fensterlosen Raum. Der Betonboden dunkel und abgetreten, die verrostete Eisentür mit einem winzigen Guckloch auf Augenhöhe.
Ronald sah in einen heruntergekommenen Gang, Putz bröckelte von den Wänden, undefinierbare Flüssigkeit hatte sich unter den Heizungsrohren gesammelt. Kein Laut war zu hören. Kein Mensch zu sehen.
Foto: Peter Herrmann/Unsplash
(nach einer Idee von Christine Kämmer / Adventskalenderschreiben)