Hugo sammelte seine Werkzeuge ein, den Beitel, das Stemmeisen, die große Säge, die kleine. Behutsam schob er das kleine Messer zurück in das Lederetui. Sein Vater hatte es ihm zu seinem 6. Geburtstag geschenkt.
„Sohn“, hatte er damals gesagt. „Sohn, du bist jetzt ein Schulkind. Und du wirst den Hof und den Wald erben. Dieses Messer wird dich dein Leben lang begleiten. So wie es mich begleitet hat, und deinen Großvater und deinen Urgroßvater. Jetzt gehört es dir. Gehe sorgsam damit um und nutze es verantwortlich. Es wird dir bei vielen Gelegenheiten nützlich sein.“
Hugo hatte die Worte des Vaters nie vergessen. Und das Messer seitdem immer bei sich getragen. Sommers wie winters. In der Hosentasche seiner Schuluniform, bei der Armee, in seinem Hochzeitsanzug, bei der Beerdigung seiner Eltern.
Hatte er sich als Kind noch gefragt, wie ihm dieses Messer bei irgendetwas helfen sollte, war es ihm im Laufe der Jahre zu einem unerschütterlichen Talisman geworden. „An guten wie in schlechten Zeiten“, dachte er zum wiederholten Mal.
Vorsichtig hatte er die Klinge aus Damaszener-Stahl mit dem Desinfektionsmittel abgewischt, ebenso wie den Knauf aus Zedernholz. Sanft hatte er mit dem Poliertuch alle Ritzen getrocknet.
Gelernt ist gelernt, war ihm durch den Kopf geschossen, als er den Schnitt präzise gesetzt hatte. Trotzdem hatte das Messer ein paar Blutstropfen abbekomen.
„Wenn das nicht ganz weggeht“, murmelte Hugo, „dann muss ich dich leider entsorgen. Niemand darf dich finden. Jeder weiß doch, dass du mein Messer bist.“
Ohne sich noch einmal umzudrehen, ging er zurück zum Auto. Den toten Körper ließ er zwischen den Tannen liegen.
Foto: Victor Silva/Unsplash (bearbeitet von KS)
(nach einer Idee von Christine Kämmer / Adventskalenderschreiben)
Hugo sammelte seine Werkzeuge ein, den Beitel, das Stemmeisen, die große Säge, die kleine. Behutsam schob er das kleine Messer zurück in das Lederetui. Sein Vater hatte es ihm zu seinem 6. Geburtstag geschenkt.
„Sohn“, hatte er damals gesagt. „Sohn, du bist jetzt ein Schulkind. Und du wirst den Hof und den Wald erben. Dieses Messer wird dich dein Leben lang begleiten. So wie es mich begleitet hat, und deinen Großvater und deinen Urgroßvater. Jetzt gehört es dir. Gehe sorgsam damit um und nutze es verantwortlich. Es wird dir bei vielen Gelegenheiten nützlich sein.“
Hugo hatte die Worte des Vaters nie vergessen. Und das Messer seitdem immer bei sich getragen. Sommers wie winters. In der Hosentasche seiner Schuluniform, bei der Armee, in seinem Hochzeitsanzug, bei der Beerdigung seiner Eltern.
Hatte er sich als Kind noch gefragt, wie ihm dieses Messer bei irgendetwas helfen sollte, war es ihm im Laufe der Jahre zu einem unerschütterlichen Talisman geworden. „An guten wie in schlechten Zeiten“, dachte er zum wiederholten Mal.
Vorsichtig hatte er die Klinge aus Damaszener-Stahl mit dem Desinfektionsmittel abgewischt, ebenso wie den Knauf aus Zedernholz. Sanft hatte er mit dem Poliertuch alle Ritzen getrocknet.
Gelernt ist gelernt, war ihm durch den Kopf geschossen, als er den Schnitt präzise gesetzt hatte. Trotzdem hatte das Messer ein paar Blutstropfen abbekomen.
„Wenn das nicht ganz weggeht“, murmelte Hugo, „dann muss ich dich leider entsorgen. Niemand darf dich finden. Jeder weiß doch, dass du mein Messer bist.“
Ohne sich noch einmal umzudrehen, ging er zurück zum Auto. Den toten Körper ließ er zwischen den Tannen liegen.
Foto: Victor Silva/Unsplash (bearbeitet von KS)
(nach einer Idee von Christine Kämmer / Adventskalenderschreiben)