Podium: Daniel Fiene, Jörg Sadronzinski, Anton Simons, Dr. Christian Stöcker. Das Podium ist rein männlich besetzt – wie in den meisten Vorträgen, die wir im Laufe des Tages noch hören werden. Da hat sich noch nicht so viel gewandelt …

[Während die Männer auf dem Podium nun der Reihe nach ihre Statements abgeben, ist es Zeit, in die Publikumsrunde zu schauen. Wohlgemerkt, wir haben uns heute hier zum Thema „Journalismus im Netz“ getroffen. Alle Anwesenden, so weit ich sehen kann, schreiben mit dem Stift in ihr kleines schwarzes Heft]

Bei tagesschau.de gebe es eine AG Sprache, die sich mit Worthülsen wie „Sparpaket“ beschäftige. Gemeint seien ja „drastische Kürzungen“. Sadronzinski spricht sich für bessere journalistische Ausbildung aus. Zeit sei ein großes Problem, vor allem im Onlinejournalismus. Unterstützt weitgehend die Thesen von U. Langer.

Auch Facebook sei für die Tagesschau interessant, sowohl als Präsentationsplattform als auch als Quelle. tagesschau.de will trusted Guide werden.

Nun hat Herr Stöcker, stellv. Ressortleiter Netzwelt bei SpOn, das Wort. Internet sei das Traummedium für Journalisten. Hier versende sich nichts. Das wirke sich auf Qualität aus, denn der Nutzer sei wachsam. Auch die Bebilderung sei viel besser, und man könne sich aus allen Formaten bedienen. Mit dem iPad sei die Entwicklung des Internets noch nicht zu Ende.

Anton Simons liest jetzt aus seinen Notizen vor, derweil sein Handy vor sich hinbrummt. [Zu schnell und zu gelangweilt für meine Begriffe. Und auch wenig glaubwürdig] “Social Media eröffnen uns neue Möglichkeiten.” [Jaja, genau das verkörpert er].

Jetzt haben sie 45 Minuten für ihre Standpunkte gebraucht. Ob es in der verbleibenden Viertelstunde noch zu einer Diskussion kommen wird?

Ansage des Moderators: Die freundlichen Damen reichen Ihnen ein Mikrofon. Er meint, es gibt Mitarbeiterinnen, die zu den interessanten Fragestellern gehen, um das Mikrofon zu übergeben.
Herr Quandt (ja, genau der vom Anfang und Präsident des FJK) grummelt gegen die Euphorie der Anwesenden fürs Netz, und fragt, was der Journalist heute dann eigentlich mache. Und wo die Qualität gewährleistet sei? Leider kontert Fiene rhetorisch nicht so gut, sondern kommt schnell und leicht stockend in die Verteidigungshaltung.
Genau hier hakt Quandt, der ja auch Gastgeber und Initiator dieses Kongresses ist, nach – geschickt und ohne Mikro – und macht so ohne aus einer Diskussion ein Zwie-, ein Streitgespräch.

Stöcker kontert Quandt mit einem Hinweis, dass auch seine Eltern ihre Nachrichten nicht online holen. Hörbares Schmunzeln im Publikum. Unbehagen gegenüber dem Netz komme aus Unwissenheit -grins-.

Leider werden die Fragen aus dem Publikum auch nur nach vorne gerichtet, das Publikum wird nicht einbezogen.

Und schon ist die Diskussion wieder vorbei. Jeder auf dem Podium dürfe noch ein Statement abgeben.

Weg vom Scheuklappenjournalismus, hin zum Dialogjournalismus, sagt Herr Simons. Gewonnen werde der Wettbewerb ausschließlich über die Qualität, meint Stöcker. Sadrozinski gibt uns mit, dass die Ausbildung durch Trimedialität besser wird, wir müssten mehr über den Tellerrand gucken. Qualität komme von Qual. Fiene hat zwei Wünsche, erstens, dass Internet und anderer Journalismus nicht mehr voneinander getrennt werden. Zweitens: Man solle sich wieder auf den Journalismus konzentrieren.

Und dann stöckelt die Moderatorin auf die Bühne und ruft die Kaffeepause aus.