England, Ende der 60er Jahre. Rock , Beat und Pop sind schwer angesagt, und ziemlich unpopulär – bei den Öffentlich-rechtlichen im Vereinigten Königreich, bei Eltern, Politikern und anderen selbst ernannten Autoritäten.

Statt 2 Stunden pro Woche wie die BBC senden die Radiopiraten von Radio Rock rund um die Uhr. Geile Mucke aus einem in der Nordsee dümpelnden abgewrackten Frachter,  geile Kerle, die deftige Sprüche und heftige Platten auflegen und dafür von ihren Fans geliebt werden. In regelmäßigen Abständen taucht eine Barkasse voll kreischender Tussies auf, die auf die Jungs abfahren und von ihnen flachgelegt werden wollen.

Während der Postminister (Kenneth Branagh wunderbar widerlich mit glattgezogenem Scheitel, verschlucktem Rückgrat und zusammengekniffenem Arsch) seine Knallchargen Mr. Titten (Jack Davenport, der schon in „Fluch der Karibik“ als Commodore Norrington eher unsympathisch wirkte)  und Mrs. Klit in Bewegung setzt, um dem rebellischen Musikübel Herr zu werden, schickt Charlotte (Emma Thompson),  mondän, leicht weltfremd, und in der Hippiezeit steckengeblieben, ihren Sohn Carl aufs Schiff zu Onkel Quentin. Der 18-Jährige, wegen Drogen von der Schule verwiesen, kommt damit vom (berauschenden) Regen in die (verrückte) Traufe.  Im Laufe des Films, der nicht wirklich von Handlung gekennzeichnet ist, wird Carl lauter (Jung)Männerfantasien ausleben (sind die etwa von stringenten Handlungen gekennzeichnet?), um die sich eigentlich der gesamte Film dreht – Sex and Drugs and Rock’nRoll.

Schwätzen, saufen, Sex haben – egal in welcher Reihenfolge, Häufigkeit und Intensität.

Furzen spielt auch noch eine Rolle, Fußball, Freundschaft (unter Mänenrn), Frauen (als hübsches Bei- oder Unterlegwerk). Der Kampf gegen den Staat spielt eine wesentlich geringere Rolle als der Kampf für den eigenen Spaß.

Was dem Western seine Schießerei zwischen Rivalen ist, wird auf Radio Rock nicht nur zwischen den Plattentellern, sondern hoch auf den Masten ausgetragen: ein anständiger Mann muss sich mal duellieren – und wer als Erster aufgibt, ist eine „feige Sau“.

Der jugendliche hauptdarsteller versprüht tiefgestapelten Charme mit charmantem Wimpernschlag und lässt sicherlich die Mädchenherzen von heute höher schlagen.

Mein Favorit, wäre ich ein Rockgroupie, wäre der Count gewesen. Cool, unabhängig, aber mit Herz und Bauch, etwas zum Kuscheln, mit großer Klappe und Dreitagebart. Dick genug, um als Fels in der emotionalen Brandung zu bestehen, verrockt genug, um als Mann interessant zu sein. Großartig gespielt von Philip Seymour Hoffmann.

Rhys Ifans verkörpert bis ins Detail den schönen Schnösel, schlank, sexy, verrucht, der nichts anbrennen, alle Herzen brechen lässt und eigentlich ein komplettes Arschloch ist.

… ein nettes Rock’n’Roll-Märchen –  für Männer

[ D: Philip Seymour Hofmann, Bill Nihy, Rhys Ifans, Emma Thompson, Kenneth Branagh u.a. GB/D/USA/F]