Wenn die Bundeskanzlerin ihre Italienreise absagt, und der Bundespräsident zeitgleich eine Pressekonferenz einberuft, kann das nur eins heißen. Was Gutes.Und so ist es: Nach einer leicht ermüdenden Einleitung spricht Christian Wulff schon im dritten Satz von sich selbst in der Vergangenheit. Selbst im Radio hört man genau, dass er vom Blatt abliest. Nicht einmal in dieser Situation verlässt er sich auf seine eigenen Worte – und vergisst auch nicht das Weinerliche, dass ihm so eigen ist.

„Die Berichterstattung der vergangenen Wochen hat meine Gattin und mich sehr verletzt.“ Wülffchen, was haben Sie denn erwartet? Sie waren der erste Mann in Staate, haben sich in den vergangenen Wochen weder durch eine eigene Meinung noch eine eigene Haltung, weder durch Rückgrat noch klare Worte hervorgetan. Als Oberhaupt Deutschlands standen Sie immer im Licht der Medien und der Menschen, die Sie so gerne vereint und geleitet hätten. Qua Stellung aber hat der Bundespräsident nicht nur eine besondere, sondern auch eine vorbildliche Stellung inne. Ihr Vorgänger trat zurück, weil er dieses Amt beschädigt sah. Sie traten es an – ohne besondere Vorkenntnisse, ohne herausragende Qualifikationen und ohne besondere Ansprüche, wie sich später herausstellen sollte.

Ich habe kein Problem damit, dass ein Politiker Freunde hat und diese ihm auch mal einen Freundschaftsdienst erweisen, wie Frau oder Herr Gehrckens. Aber ich habe ein extremes Problem mit Menschen, die um die Wahrheit herumreden, die nicht zu dem und denen stehen, was sie tun und mit denen sie zu tun haben. Die die Konsequenzen nicht sehen, nicht tragen wollen. Die weinerlich die böse Presse an- und sich selbst beklagen, dass sie zu schnell Karriere gemacht hätten.

Das ist jämmerlich und feige. Ich weiß, Sie wollten gar kein hohes Amt, so haben Sie es immer wieder gesagt. Warum haben Sie es angenommen? Warum sind sie nicht in ihre Einfamilienhäuschen im Niedersächsischen geblieben?

Ich wünsche mir Politiker/innen, die keine Bürokraten sind und auf den eigenen Vorteil bedacht, wünsche mir Politiker/innen, die etwas zu sagen haben, die Ideen in die Gesellschaft bringen, die Fragen stellen und Antworten geben, die diskutiert werden. Stattdessen reden sie viel und sagen nichts. Direkt sollten sie sein, eine Meinung haben, sagen, was sie wollen und was nicht. Nicht permanent druckreif reden, sondern etwas zu sagen haben. Sie sollen daran mitarbeiten, die Gesellschaft besser zu machen, die Verhältnisse zu verbessern, die Kommunikation. Sie sollen mit mir reden und mir keinen vom Pferd erzählen. Sie sollen Freunde haben, sich nicht kaufen lassen. Und wenn sie Fehler machen, sollen sie dazu stehen und sich dafür entschuldigen. Ach, und wenn sie schon für Bürokratie stehen, dann sollen sie sie verdammt auch einhalten.

Nun hat es sich also ausgewulfft. Ab jetzt wird geseehofert. Ernst nehmen kann ich ihn ebenso wenig. Ausgebuffte Politiker, denen Macht, Position und Einfluss über die Geschicke „ihrer“ Gesellschaft geht.  Tun Sie sich mit ihren Freunden zusammen und lassen Sie uns andere an eine besseren Gesellschaft arbeiten.

Eine Autorität wird man nicht qua Amt – und schon garnicht mit grauen Gedanken, grauen Anzügen und kleinkarierten Klinkerbutzen in Großburgwedel, sondern durch Offenheit, die Fähigkeit sich zurückzunehmen und zuzuhören.